PuttelAschen – Trotz Abiturstress inszeniert der LiTh Kurs J2

Der Titel deutet es an, der Literatur und Theater Kurs der Jahrgangsstufe 2, betreut durch Ulrike Selch, hat sich Bertolt Brecht und den V-Effekt zum Vorbild genommen und das uns allen vertraute Volksmärchen „Aschenputtel“ inszeniert. Und das mitten zwischen schriftlichem Abitur und den letzten fachpraktischen Prüfungen! „Sie wollten einfach spielen, den Kurs nicht einfach so enden lassen,“ so Frau Selch. Und wie sie gespielt haben: Das Publikum, bestehend aus jüngeren Geschwistern im Grundschulalter über Mitschüler*innen aller Klassenstufen und Lehrer*innen sowie zahlreichen Untertstützer*innen der Theaterlandschaft am RGW, zeigte sich begeistert von dieser fulminanten Aufführung!

Typisch für das epische Theater wurde die Inszeniertheit des Stücks zum Stück im Stück – und gleich die erste moralische Botschaft wurde vermittelt, indem der Regisseur – gespielt von Gregor – eine der Schauspielerinnen in jede Rolle schlüpfen ließ. Jeder kann jede Rolle ausfüllen, jeder kann das Aschenputtel, die böse Stiefmutter, der Prinz, die Tauben oder der Papagei sein. Der Papagei? Ja, der Papagei.

Dieses Prinzip des beständigen Rollenwechsels, markiert durch die reduzierten Kostüme und Requisiten, zog sich durch die gesamte Inszenierung. Ob ein männliches Aschenputtel oder PuttelAschen oder ein weiblicher Vater, ob Feenflügel für Tauben, oder der bedeutungsschwangere Emanuel Kant – Geschlechter waren egal, die Märchenhandlung Folie für eine Modernisierung, in der sich die verstorbene Mutter und die neue Stiefmutter in einem Rap-Kontest batteln, die Tauben – gurr-gurr – das Puttel anbaggern, der Prinz Chris, zu dessen Clubparty man nur mit Impfnachweis und Maske Zutritt hat, seine große Liebe, mit der er Macarena tanzt, nur an den Schuhen erkennt, was nicht gerade für sein Urteilsvermögen spricht.

Die modernisierte Fassung wurde stets von der einzig konstanten Rolle begleitet – dem Regisseur und Märchenerzähler, der aber auch in anderen Rollen auf der Bühne stand. Und dieser war es auch, der am Schluss befand, ein gutes Stück bedürfe noch einer Leiche und eines Papageis, klar, dass der Ethiker und Philosoph Emanuel Kant sich für die Rolle des Mordopfers freiwillig meldet – liegen nicht die Moral und Vernunft auch in Grimms Märchen am Boden, wenn Tauben dem Prinzen verraten müssen, wer „die rechte Braut ist hie“, wenn alle so sehr Stereotypen nachahmen, als seien sie Figuren aus Märchen, wenn den Stiefschwestern und der -mutter jedes Mittel Recht ist, um zu eigenen Vorteil zu gelangen, wenn der Narzissmus so um sich greift, dass manche über Leichen gehen und den Sprecher der Vernunft, Kant, niederstrecken.

All diese gewichtigen Fragen hat der diesjährige Literatur und Theater Kurs implizit mit seiner Inszenierung aufgeworfen – die Antwort müssen die Zuschauer*innen selbst finden. Die einen, mögen den Abend nur erheiternd und lustig, die darstellerische Leistung gelungen und kurzweilig empfunden haben, die anderen haben vielleicht ihr eigenes Leben reflektiert und diesen Theaterabend, gestaltet durch Schüler*innen als das erkannt, was er auch war: Große Bühnenkunst im Kleinen.

Wir wünschen allen Schüler*innen für die noch ausstehenden letzten Prüfungen alles Gute und ein ähnliches Hochgefühl, wie sie es an diesem erinnerungswürdigen Theaterabend empfunden haben.

(Bericht und Fotos: We)

„Ich will diesen Hasen!“ – Die Mittel- und Oberstufentheater AG

Haltet den… Hasen!  – Ein Stück von Daniel Stenmanns, aufgeführt von der Mittel- und Oberstufentheater AG des RGW am 19. und 20.02.17

 

„ICH WILL DIESEN HASEN!“, brüllt der Gangsterboss Ivan Ivanow seinen Geiseln entgegen, die sich verschüchtert im hinteren Teil der Bühne befinden. Der Zuschauer ist kurz irritiert, warum Ivanow wegen eines Stofftiers die Geiseln mit einer Waffe bedroht. Die Irritation weicht jedoch schnell der Neugier, diese Aktion aufzuklären. Genau das passierte in den nächsten zwei Stunden, die Rückblende beginnt. Im Hotel Zweite Heimat treffen die skurrilsten Personen aufeinander. Die Hotelerbin, der vorgeworfen wird, ihren Mann um die Ecke gebracht zu haben, spekuliert, welche ihrer Gäste die Hotelkritikerin ist und tappt in so manches Fettnäpfchen. Rainer Barth, der Portier, ein arbeitsscheuer, aber umso neugieriger Zeitgenosse, mischt sich gerne in alle Angelegenheiten ein und bringt sich auf diese Weise in Schwierigkeiten. Herr und Frau Bremer befinden sich in den Flitterwochen und haben mit ihrem Alltag als Paar zu kämpfen. Drei Freundinnen, die nach ihrem Abitur den wohlverdienten Urlaub genießen, bemerken, dass sie sehr unterschiedliche Persönlichkeiten und Lebensvorstellungen haben. Der lebensmüde Marcel Böhm lässt nichts unversucht sich umzubringen, scheitert aber jedes Mal auf klägliche Weise. Dazu kommt dann noch Ivan Ivanow, ein möchtegern Gangsterboss mit seinen beiden unterbelichteten Bodyguards, die aber das Herz am richtigen Fleck haben. Ivanow wird gleichzeitig von zwei Damen verfolgt – der Oberkommissarin Regine Klaaßen, die ihm den Tod an ihrem Kollegen anhängen will und der Killerin Svenja Beckmann, die noch eine Rechnung mit ihm offen hat. Verbindendes Element ist der Stoffhase, der sowohl absichtlich, als auch unabsichtlich den Besitzer wechselt und von dem niemand bis zum Schluss genau weiß, was Besonderes in seinen Stoffbauch eingenäht ist. Das ist allerdings auch gar nicht so wichtig, denn diese Chaos- und Verwechslungskomödie mit gekonnt eingesetzten Slapstick-Einlagen lebt von den überspitzt und klischeehaft dargestellten Figuren und ihren Geschichten, die sich immer mehr verstricken und es immer wieder eine unerwartete Wendung gibt.

Einige SchülerInnen traten in mehreren Rollen auf – beispielsweise wurde der Gangsterboss Ivanow und der sexuell frustrierte Chris Bremer mit Sprachfehler vom gleichen Schauspieler verkörpert, genauso wie die tussige Abiturentin und die Killerin von der gleichen Schülerin dargestellt wurden. Auch die Hotelkritikerin und das Zimmermädchen bzw. die Hotelerbin und eine weitere Abiturientin waren Doppelrollen. Alle SchauspielerInnen zeigten eine wirklich überzeugende Leistung und eine bemerkenswerte Wandelbarkeit. Dies ist der Leiterin Ulrike Selch zu verdanken, die mit viel Zeitaufwand und Engagement die SchülerInnen motiviert hat, das Beste zu geben. Die Aufführung war wirklich ein Erfolg, der Abend unterhaltsam, das zahlreiche Publikum begeistert.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bericht über die Mittelstufentheater-AG

Am 29. und 30.11.15 führte die Theater AG der Mittelstufe eine Inszenierung von Oliver Twist in der Aula des RGW auf. Dabei wurde die Geschichte des Findelkindes und Waisenjungen Oliver Twist erzählt. Oliver wächst im Armenhaus einer englischen Kleinstadt auf, muss dann nach London fliehen und gelangt in die Fänge einer Taschendiebbande. Dort lernt Oliver das Diebeshandwerk und lebt in der brutalen Gesellschaft der Diebe. Durch einen glücklichen Zufall wird Oliver von einem Herrn namens Brownlow aufgenommen und erlebt in dessen Haushalt das erste Mal Güte, Liebe und Versorgung. Nachdem Mr. Brownlow Oliver losschickt, um für ihn eine Besorgung zu machen, dieser aber nicht zurückkommt, findet Mr. Brownlow Erstaunliches über die Herkunft von Oliver heraus. Olivers Leben wird sich von Grund auf ändern.

OliverTwist2015

Unter der Leitung von Ulrike Selch gelingt der Thetaer AG eine sehr unterhaltsame, aber auch spannende Inszenierung. Die Schülerinnen und Schüler setzten das schwierige und auch lange Stück gekonnt um und glänzten sogar in Doppelrollen. „Endlich kam auch mal Theaterblut zum Einsatz“, sagten die Darsteller. Die Mordszene blieb auch beim Publikum in Erinnerung. Es war und ist immer wieder beeindruckend zu sehen, wie sich Schülerinnen und Schüler auf der Bühne präsentieren und welche Schauspieltalente in ihnen schlummern.

Ein herzlicher Dank geht an Ulrike Selch und ihre Theater AG und natürlich auch an die Technik AG, ohne deren Effekte die Bühne nicht zum Leben erweckt werden könnte.